Sonntag, 14.09.25, 15:30 Uhr, Bundesliga (M), 3. Spieltag, Millerntor
Vorgeplänkel
6:05 Uhr: Jaja, ich weiß. Ich hatte mich schon in den Urlaub verabschiedet und wahrscheinlich wäre das auch ganz gut so gewesen. Aber jetzt, wo Bremen terminiert ist und es feststeht, dass wir selbst das unmöglich schaffen werden, steht das Schreckgespenst FCSP-Entzug im Raum und haucht mir in mein Ohr: "Du bist doch eh dauergestresst. Ob Du jetzt kurz vorm Urlaub noch das Spiel mitnimmst oder nicht..." Dazu kommt dann auch noch dieses wiederholte Glück mit der G2-Karte (Pommes!). Machen wir uns nix vor: Widerstand ist zwecklos.
So sehr wir uns auf den Urlaub freuen und so bitter nötig er ist: Natürlich wäre es schöner, wenn wir diesen in Spielzeitpausen legen könnten. Aber deswegen extra Kinder in diese Welt zu setzen, wäre uns die Sache dann doch nicht Wert. Außerdem haben wir in unseren Fanclub bewusst eine Person integriert, die die sogenannte demographische Gefahr für uns alle im Alleingang besiegt hat. Soviel Insider muss sein.
Die Sonntäglichen Verbindungen sind immer scheiße und gehen nur mit ICE-Umstieg in Hannover. Schöngeredet: Immerhin nicht Hagen.
7:19 Uhr: S. bringt mich netterweise direkt zum ICE Startbahnhof, der schon überraschend gut gefüllt ist. Ein Punk kommt mir entgegen, schaut mich an und sagt: "Endlich normale Leute." Wieso Plural?
7:23 Uhr: Eine sichtlich gezeichnete Person (von Edvard Munch?) geht an mir vorbei und wünscht mir noch einen schönen Abend. Ok, NOCH gut gefüllt.
8:33 Uhr: Hallo, alle. Ich hab das FCSP Hamburger Meister Foto von der Münchener Südkurve jetzt wirklich gesehen. Also oft genug. Bitte keine Fotos mehr schicken. Danke!
Ankuft Hamburg
12:30 Uhr: Ich bin pünktlich, geilo. 3 Stunden vor Anstoß = 1 Stunde vor Öffnung der Gegengerade stehen an den Eingängen dort bereits jeweils gut 100 Leute. Ich mit meinem G2-Joker warte nur kurz, bis es die wundervollen Awareness-Schals ("Sexismus ist kein Fangesang") zu kaufen gibt, schnapp mir ne Kiste für den Fanclub und dackel weiter zum Pennplatz um Ballast abzuwerfen. Dann hopp hopp zurück zum Stadion, Menschen begrüßen, freuen, juchu.
13:55 Uhr: Wie schön das ohne Dom ist. Ein Träumchen! Freie Sicht bis zur Nordsee und tatsächlich sowas wie Bewegungsfreiheit. Ich könnte hier Stundenlang vor den Fanräumen sitzen, einfach nur in die Weite starren und den Möwen lauschen. Aber es gibt ja noch was zu erledigen: Punkte holen!
14:20 Uhr: Seitdem die Gegengerade 30 Minuten eher öffnet, soll sich die Situation am Nordeingang quasi parallel zugespitzt haben. Wenn ich den Stimmen Glauben schenken mag, stellen sich die Leute dort im Zuge der GG-Öffnung ebenfalls deutlich früher an, als zuvor. Die Kettenreaktion erledigt ihr Übrigens, so dass es gut 1 Stunde vor Spielbeginn dort noch immer so aussieht:
Immerhin fast sowas wie eine richtige Schlange, während auf der Gegengerade zu der Uhrzeit dank der top Entscheidung (2h vorher öffnen) die Verhältnisse entspannt sind.
14:30 Uhr: Mir ist zwar auf Grund der kulinarischen Rituale schon kotzübel, aber Pommes gehören nun mal auch dazu. Ist das eigentlich so'n Hamburg Ding in gefühlt JEDER Schlange nach Kontaktpersonen zu suchen, um sich nicht anstellen zu müssen? Nach 15-20 Minuten Pommeswartezeit bin ich als übernächster dran, als sich eine Person an mir in Richtung Pole Position drängt und der erspähten Bekanntschaft noch so gerade rechtzeitig zuruft: "Hey, bring mir doch mal 2 x groß mit Mayo und Ketchup, 2 x klein mit Ketchup und 1 x klein mit Currysauce mit!" Und schwupps, wird aus der einen Portion, die noch vor mir lag, urplötzlich sechs. Funfact: Als die dadurch zusätzlich vor mir stehende Person dann fast eine Portion vergisst mitzunehmen, von der Servicekraft hinterm Tresen aber zurück gerufen wird, ruft sie laut: "Boahr nee, ein Glück, bloß nicht nochmal von vorne anstellen!" Äh, hallo? Nochmal anstellen? nen Scheiß hast Du! Aber hey, drauf geschissen, was soll ich mich über so ein Gehabe aufregen. So konnte ich wenigstens noch etwas mehr die Zimtschnecke verdauen, die zu dem Zeitpunkt oben auf lag.
15:15 Uhr: Die Süd macht vor, wie mensch berechtigte Kritik richtig und zutreffend adressiert:
"Netanjahu Fascist! Stop killing civilians in Palestine!" Dazu - hier nicht zu sehen - zwei gelbe Schleifen im Block für die Geiseln. Da kann sich mancheiner mal ne Scheibe von abschneiden. Außerdem waren auf der GG wohl "F**k Likud, F**k Hamas" und "Freiheit für alle Unterdrückten" Tapeten zu sehen und wohl einige andere Bekundungen im weiten Eck auch noch. Da ich das selber von meinem Platz nicht mitbekommen habe, will ich an der Stelle auch gar nicht groß weiter drauf eingehen. Schön aber, dass größtenteils Inhalte verbreitet wurden, denen ich mich gut anschließen kann. Differenzierte Kritik mit klaren Adressenten und keine zweifelhaften Parolen (wie z.B. From the river...) oder Symbolik. PS als kleine Ergänzung von uns: Gegen jeden Antisemitismus!
(Edit: Bevor das falsch rüberkommt: Die Akteur*innen dieser Aktion waren unterschiedliche. Während das vs. Netanjahu-Banner von USP stammt, wurden die Schleifen - soweit mir/uns inzwischen bekannt - von Einzelpersonen initiiert. Ich muss zugeben, dass es mir inzwischen schwerer fällt, das alles schlussendlich aus meiner persönlichen Sicht zu bewerten, nachdem ich diverse Stimmen dazu vernommen habe.)
Außerdem gab es auf der Süd eine Trauerbekundung für den kürzlich verstorbenen Tarek Ehlail. Rest in Peace!
Und wie man hier schön lesen kann, hab es auch noch eine wundervolle "Hamburg ist Braun-Weiß"-Choreo über die gesamte GG:
Und dann geht es auch schon los.
17:35 Uhr: Alte*r! Ich dachte ja, nach dem BVB-Krimi und der Stadtmeisterschaft kann ich jetzt mal etwas durchatmen. Nee, mitnichten. Ein großes Drama, an dessen Ende ein gedrehtes Spiel steht und dessen Verlauf ihr in der Sportgazette Eurer Wahl oder beim Millernton nachlesen könnt. Ich bin jedenfalls fix und fertig. Daher beschränke ich mich noch etwas auf die Stimmung:
Die Gegengerade hat sich offenbar für 25/26 so einiges vorgenommen und es ihren Besucher*innen irgendwie übermittelt. Ob Liedgut der Süd oder zwischendurch mal so ein kleines Stück Roar intoiniert, wo der Spielverlauf es provozierte. Dazu ein wundervoller "Magisches Sankt Pauli, siege heute hier für uns"-Wechselgesang mit der Süd. So bitte weitermachen. Und auch die Süd hat an das Spiel gegen Dortmund angeknüpft, so dass der Support auch von den äußeren Ecken mitgetragen wurde. Sehr, sehr schön das.
17:50 Uhr: Raus, Menschen herzen, verabschieden, bis ich mich irgendwann an den Rand stelle, wo sonst schon 30 Meter Dom wäre. Einmal durchatmen, die Menschenmassen betrachten und dann merk ich plötzlich, was ich mich hier wieder ausgesetzt habe. Kaum mal dem allen ein paar Sekunden entzogen, nimmt die Überreizung ihren Raum ein und führt mir bitter vor Augen, dass es längst Zeit ist, sich zurück zu ziehen.
Ich mach mich auf in Richtung Feldstraße, wo ich zum vierten Mal auf D.+T. treffe, was mir nochmal einen Schub Ablenkung verschafft. Dann bin ich endlich alleine, schlender noch einmal die Schanze rauf und runter - wie gut, dass Sonntag ist und die Massen sich in Grenzen halten. Dann zum Pennplatz, Ruhe, runter kommen, ausatmen. Viel Spaß noch beim feiern!
Das war es dann tatsächlich bis auf weiteres. UK ruft und bescherrt mir erstmal die erwähnte Auszeit. Ihr schafft das sicher auch ohne mich bis dahin. Forza und gute Nacht!
Bonustrack: Sandro Wagner
So sehr mich manche Akteure auch manchmal nerven, halte ich mich hier bei Einzelbewertungen im Regelfall zurück. FCA-Trainer Sandro Wagner hat es aber tatsächlich geschafft, mich aus der Reserve zu locken. Mein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn, der es überhaupt nicht mag, wenn Menschen mit so einer Art viel zu wenig Widerspruch bekommen (oder gar ans Ziel kommen), dürfte dafür verantwortlich sein (übrigens auch Hochsensibilitätsthema):
Was ich an Sandro Wagner so richtig scheiße finde, ist seine aus meiner Sicht äußerst ekelhafte, perfide Art. Macht immer (wie z.B. nachdem er den Ball bei einem Einwurf von uns, auf das Spielfeld rollt, während Hauke Wahl direkt neben ihm mit einem anderen Ball für ihn klar ersichtlich den Einwurf gerade schnell ausführen will) schön auf Unschuldslamm und wenn er ekelige Statements abgibt ("Ich finde, Frauen und Fußball, das passt nicht. (...)"), kommt immer direkt hinterher, wie großzügig und tolerant er doch ist ("(...) Aber vielleicht finden die Damen auch meinen Spielstil schlimm - völlig in Ordnung."). Damit versucht er den eigentlichen, klar sexistischen Kern seiner Aussage herunter zu spielen, bzw. sich dafür weniger angreifbar zu machen.
Und das ist ja eine ganz typische Vorgehensweise von ihm. Weiteres Beispiel dafür die Schiri-Kritik nach dem Spiel: Holt aus und sagt dann, dass das natürlich keine keine Kritik am Schiri sei. Na was denn sonst? Ekelhaft, manipulativ, hinterhältig, charakterlich unter aller Kanone. Dazu dieses übergriffe Antatschen, wie z.B. bei der Einwurf-Situation mit Hauke. Traurig, dass solche Menschen häufig mit ihrem Verhalten durchkommen und kaum Konsequenzen tragen müssen. Paradebeispiel hier und heute: Die gelbe, anstatt rote Karte gegen ihn. Das ist ganz sicher nicht der Typ "unbequem", den der Fußball (angeblich) braucht. Das ist aus meiner Sicht schlichtweg arschiges Verhalten durch und durch.